Was sind Xtopien?

Xtopien sind extreme Zukunftsvorstellungen. 

Sie fordern das, was für uns selbstverständlich erscheint, heraus. Sie grenzen sich radikal von der Gegenwart ab, stellen bestehende Rahmenbedingungen in Frage und verlassen den Bereich des derzeit Möglichen. Sie haben keinen  Anspruch auf Realisierbarkeit und können weit in die Zukunft reichen.

Xtopien verbinden Utopien und Dystopien

Utopien sind Wunschbilder. Sie verbildlichen eine Zukunft, die wünschenswert erscheint und erwecken Freude, Neugier und Lust. Dystopien entwerfen hingegen zutiefst pessimistische Zukunftsvorstellungen. Sie sind eine Art Albtraumszenario, das den Impuls erzeugt, dieses Szenario vermeiden zu wollen. Xtopien beinhalten Elemente von beiden Seiten, sie verbinden Utopien und Dystopien aus ganz verschiedenen Bereichen (z.B. Technologie, Natur, Architektur und Stadtplanung, Ökonomie oder Gesellschaft) miteinander.

„Wozu dient die Utopie? Sie steht am Horizont. Ich bewege mich zwei Schritte auf sie zu und sie entfernt sich um zwei Schritte. Ich mache weitere10 Schritte und der Horizont entfernt sich um 10 Schritte. So viel ich auch gehe, ich komme ihr nicht näher. Wofür ist sie also da, die Utopie? Dafür ist sie da: um zu gehen!“

Fernando Birri zugeschrieben

Your Utopia, my dystopia?

Xtopien gehen davon aus, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was wünschenswerte und was vermeidenswerte Zukünfte sind. Sie lassen die Ambivalenzen zu und stellen diese sogar in den Mittelpunkt.

Xtopien sind Aktionen

Xtopien verbinden Zukunftsvorstellungen mit unterschiedlichen Methoden, die Menschen dabei helfen, sich in die Zukunftsbilder hineinzudenken und hineinzufühlen. Damit werden Xtopien in unterschiedlichen Aktionen und Interventionen praktisch anwendbar und erlebbar. 

„Die Frage, welche Stadt wir wollen, lässt sich nicht von der Frage trennen, was für Menschen wir sein wollen, welche sozialen Beziehungen wir anstreben (…)“

David Harvey, 2019

Xtopien machen uns zukunftsfähiger.

Xtopien ermöglichen die Reflektion über Zukunftsvorstellungen und laden Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen dazu ein, eigene neue Visionen für eine wünschenswerte Zukunft zu formulieren. Im besten Fall motivieren sie dazu, zukünftige Veränderungen im Sinne einer großen urbanen Transformation aktiv mitzugestalten.

Xtopien am Beispiel von urbanen Freiräumen.

In unserem Forschungsprojekt entwickeln wir Xtopien beispielhaft in Bezug auf den urbanen öffentlichen Raum, denn innerhalb der Stadt ist der öffentliche Raum eine individuell erfahrbare, erlebbare und damit auch gut vorstellbare Lebenswelt, deren Gestaltung und Nutzung sowie Nutzungsbeschränkungen ausgehandelt werden können. Im öffentlichen Freiraum werden urbane Zukunftsvorstellungen konkret und lebensweltnah. Hier treffen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen aufeinander, kommunizieren und agieren miteinander.