Urbane Xtopien – Freiräume der Zukunft

Wie kann man Menschen dazu befähigen, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie sie sich die Zukunft wünschen? Wie kann man Menschen erleichtern, sich an der Debatte zu beteiligen, wie „wir“ oder künftige Generationen in der Stadt der Zukunft leben wollen – oder auch nicht leben wollen oder sollten? Wie ermutigt man sie, eingeschlagene Pfade in Frage zu stellen und an der Entwicklung und Umsetzung einer großen urbanen Transformation mitzuwirken?
  
Um einen neuen, sinnstiftenden Diskurs über verschiedenartig mögliche Zukünfte anzustoßen, entwickeln wir in unserem Forschungsprojekt ‚Xtopien‘ als innovative Werkzeuge.

Xtopien sind zum einen inhaltliche Produkte, die Utopien und Dystopien aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Denkrichtungen auf den urbanen Freiraum beziehen, kombinieren und integrieren. Zum anderen sind Xtopien methodische Werkzeuge, die solche Inhalte mittels geeigneter, aktiv einbeziehender Formate – etwa aus Kunst- und Zukunftsforschung oder aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung – besser zugänglich und erlebbar machen und damit in die praktische Anwendung überführen – auch wenn diese Anwendung vielleicht „nur“ gedankenexperimenteller Art ist. Unser Ziel ist also vor allem, den gedanklich-emotionalen Zugang zu möglichen Zukünften zu erleichtern: die Fähigkeit, sich in Zukunftsvorstellungen hineindenken und -fühlen zu können, diese zu analysieren, neue eigene Visionen auszuformulieren, mit anderen über diese Visionen zu sprechen und sie auch wiederum selbst kritisch zu reflektieren.

Xtopien gehen über die Zukunftsperspektiven der gegenwärtigen transformativen Forschung hinaus: Sie zeichnen extreme Visionen unabhängig von aktuellen Rahmenbedingungen und Realisierbarkeiten und fokussieren bewusst auf die Ambivalenzen von utopischen und dystopischen Visionen. Im Rahmen eines „Jahr der Xtopien” zwischen Sommer 2021 und Sommer 2022 erproben und evaluieren wir als Projektteam zusammen mit lokalen städtischen Akteur*innen exemplarische Xtopien als Interventionen an voraussichtlich vier Standorten: Eberswalde, Erfurt, Kassel und Karlsruhe. Dabei überprüfen wir, inwieweit jede einzelne Xtopie die Fähigkeit und Motivation zum schöpferischen, gestalterischen oder auch kritischen Umgang mit Zukünften anregt. Auf Grundlage der Praxistests werden wir die Xtopien anschließend überarbeiten und auch anderen Städten zur Anwendung zur Verfügung stellen.  

Das Projekt „Urbane Xtopien – Freiräume der Zukunft“ wird von der Robert Bosch Stiftung im Rahmen ihres herausragenden Förderprogramms „SPIELRAUM – Urbane Transformation gestalten“ über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Dafür sind wir Xtrem dankbar!